AUF EIN WORT MIT PROF. JESSICA COHEN

Jessica Cohen ist ausserordentliche Professorin an der Harvard T. H. Chan School of Public Health.

Nachdem sie 2004 zusammen mit Pascaline Dupas und Carolyn Nekesa TAMTAM gegründet hat, ist sie seit 2020 wieder als Board-Mitglied aktiv dabei.

Hier nimmt sie Stellung zu den Auswirkungen von COVID im Zusammenhang mit Malaria.

Wer bist du und was ist deine Verbindung zu TamTam?

Ich bin Wirtschaftswissenschaftlerin und ausserordentliche Professorin an der Harvard T. H. Chan School of Public Health. Ich bin auch Mutter von zwei Kindern, einem Hund und einer Katze. In Harvard führe ich Wirkungsevaluierungen von Programmen und Politiken im Zusammenhang mit der Gesundheit von Müttern und Kindern durch, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Ostafrika.

Ich gebe auch einen Kurs über Methoden der Wirkungsevaluation und betreue viele Studenten und Postdoktorandinnen. Ich habe TAMTAM (zusammen mit Pascaline Dupas und Carol Nekesa) mitbegründet, nachdem ich den immensen Bedarf an Malariaprävention bei schwangeren Frauen in Form von kostenlosen, langlebigen insektizidbehandelten Moskitonetzen, die in Pränatalkliniken verteilt werden, erkannt hatte.

Wie beeinflusst COVID-19 die Entwicklungszusammenarbeit?

Einiges davon bleibt abzuwarten, aber viele von uns, die in der globalen Entwicklung arbeiten, sind besorgt, dass die Finanzierung von Prävention, Diagnose und Behandlung im Zusammenhang mit COVID die Mittel, die in die traditionelle Entwicklungshilfe für Krankheiten wie Malaria geflossen wären, erheblich schmälern könnten. Neben den geringeren Mitteln, die für die Unterstützung von Entwicklungsprogrammen zur Verfügung stehen, werden wahrscheinlich auch wesentlich weniger Mittel für die Erforschung von Krankheiten wie Malaria zur Verfügung stehen, von denen in erster Linie Länder mit niedrigem Einkommen betroffen sind.

Inwieweit verändert COVID-19 die Verteilung von Netzen?

Auch dies ist noch nicht klar. Die Malaria-Gemeinschaft hat sich zu Beginn der Pandemie zusammengeschlossen, um zu versuchen, einen möglichen Rückgang der Verteilung von Moskitonetzen zu stoppen. Aber COVID hat die Versorgungsketten für lebenswichtige Güter wie Moskitonetze sicherlich in einer Weise beeinflusst, die sich wahrscheinlich erst in der Zukunft zeigen wird. Das Ziel von TAMTAM besteht insbesondere darin, Schwangeren über die prä- und postnatale Untersuchungen Bettnetze zur Verfügung zu stellen. Da in vielen Ländern (nicht nur in Ländern, in denen Malaria endemisch ist) die Zahl der Schwangerenvorsorge während der Pandemie zurückgeht, dürfte sich dies leider auf den Zugang schwangerer Frauen zu Moskitonetzen auswirken.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen den Krankheiten Covid19 und Malaria?

Biologisch sind mir keine genauen Wechselwirkungen bekannt, aber es könnte sie geben. Malaria belastet das Immunsystem und führt zu Anämie (Blutarmut), so dass eine Person theoretisch anfälliger für Infektionen und schwerwiegende Folgen einer beliebigen Anzahl anderer Infektionskrankheiten werden könnte.

Welche Lehren können wir aus dieser globalen Pandemie ziehen?

Wir sind eine globale Gemeinschaft, deren Handlungen tief miteinander verflochten sind. Wir müssen der Wissenschaft vertrauen.